Fachkräftemangel im Harz: Azubis aus Spanien knabbern an der Theorie

Hinter den spanischen Auszubildenden bei der Trimet Aluminium SE Harzgerode liegen die ersten Wochen in der Berufsschule. Die Hochschule unterstützt die jungen Leute bei der Integration.

Eine Drehmaschine ist für Unai Usin Bengoa nichts Neues. „Ich habe in Spanien schon mal ein Jahr an Dreh- und Fräsmaschinen gearbeitet, aber das waren keine CNC-Maschinen.“ Aufmerksam verfolgen er und Iker Alvarez Aldazabal, was Frank Wenzel, Ausbildungsmeister Technische Berufe bei der Trimet Aluminium SE Harzgerode, zum Aufbau der Maschine erklärt, die Unai dann mit viel Fingerspitzengefühl bedient. Die Anfangszeit in der Lehrwerkstatt, bei der die Grundlagen der Metallbearbeitung auf dem Programm standen und es immer wieder sägen und vor allem feilen, feilen, feilen hieß, liegt hinter den beiden jungen Männern. Jetzt beginnt die Arbeit an den Werkzeugmaschinen, werden manuell gefertigte Teile zu komplexen Werkstücken zusammengefügt. „Das ist lustiger, weil man nicht immer nur ein Teil feilen muss“, sagt Iker lachend.

Unai Usin Bengoa und Iker Alvarez Aldazabal gehören zu den insgesamt 13 jungen Menschen, die derzeit im ersten Lehrjahr bei der Trimet eine Ausbildung absolvieren. Die beiden jungen Männer, die aus dem Baskenland in den Harz gekommen sind, wollen hier den Beruf eines Werkzeugmechanikers erlernen. Die Trimet und die KS Atag Trimet Guss hatten sich zuvor intensiv bemüht, junge Spanier für eine Ausbildung zu gewinnen, um so die Reihen ihrer Fachkräfte zu stärken.

Inzwischen liegen auch die ersten Wochen Berufsschule hinter den Auszubildenden. „Für mich ist alles neu und in Deutsch schwierig“, erzählt Iker, der nach seinem Schulabschluss in Spanien Lehrgänge in Bereichen wie Elektrik und Solarenergie besucht hat. Auch die Englisch-Stunden fallen ihm nicht leicht. Er habe zwar in Spanien Englisch gelernt, „aber mein Deutsch ist besser als mein Englisch“, sagt er lachend. Einfacher ist da der Mathematik-Unterricht – Zahlen sind eben Zahlen.

Unai, der nach dem Abitur in Spanien einen Wartungsmechaniker-Lehrgang besuchte, hat vieles, was in der Berufsschule gelehrt wird, schon in Spanien gelernt. Doch neben Lernfeldern wie beispielsweise Englisch steht nun auch Wirtschafts- und Sozialkunde auf dem Stundenplan. „Das ist sehr schwer. Das ist alles sehr theoretisch“, sagt Unai und erklärt sogleich: „Ich bin auch gern in der Berufsschule. Die Lehrerinnen und Lehrer sind sehr nett. Wenn wir eine Frage haben, können wir fragen, und sie erklären alles.“

Einig sind sich die beiden jungen Spanier, die neben der Berufs- auch weiterhin die Sprachschule besuchen, darin, dass ihnen die praktische Ausbildung viel Spaß macht. „Beide machen eine sehr gute Arbeit“, ist Frank Wenzel mit den fachlichen Kenntnissen „sehr zufrieden“. Insgesamt gebe es im Team im ersten Lehrjahr ein sehr gutes Miteinander. „Integration belebt auch. Auch wir lernen dabei.“

Die vergangenen Wochen haben Unai Usin Bengoa und Iker Alvarez Aldazabal zudem genutzt, die Region weiter kennenzulernen. So haben sie beispielsweise das Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg oder die Weihnachtsmärkte in Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt besucht. Der Glühwein hat sie dabei nicht gelockt – der schmeckt nicht, sind sich die beiden einig, die sich lieber an Rostbratwurst oder Crêpes mit Nutella hielten. Oft sind sie gemeinsam mit Tiago aus Portugal, der bei der Firma E-Service Haberkorn in Harzgerode eine Ausbildung absolviert, mit Pavel und Dimitar aus Bulgarien, Auszubildende im Morada-Hotel Alexisbad, und weiteren Azubis aus Portugal, die sie im Sprachkurs kennengelernt haben, unterwegs. Kontakte zu jungen Leuten aus der Region zu knüpfen, wäre sicher nicht schwer, ist Unai überzeugt. „Die Leute hier sind alle sehr nett, sie helfen bei allem. Aber wir haben fast keine Zeit“, verweist er darauf, dass die Tage mit der Praxis-Ausbildung in Harzgerode, der Berufsschule in Quedlinburg und der Sprachschule in Wernigerode prall gefüllt sind. In seiner Freizeit trainiert Unai zudem in einem Fitnesscenter, hält sich mit Schwimmen und Laufen fit. Iker hört gern Musik, spielt Computerspiele und telefoniert mit seiner Freundin in der spanischen Heimat.

Apropos Heimat: Über Weihnachten und den Jahreswechsel waren die beiden jungen Männer zu Besuch im Baskenland, haben die freien Tage mit der Familie und Freunden verbracht, und Iker hat hier seinen 29. Geburtstag gefeiert. Natürlich ist das Interesse daheim groß. „Sie wollen wissen, wie es bei der Trimet läuft, wie der Chef ist“, sagt Iker mit einem Schmunzeln. Leise Zweifel an ihrer Entscheidung nach Deutschland zu gehen, hätten sie noch nie gehabt, betonen beide. „Ich finde es super hier. Und meine Familie ist froh, weil ich froh bin, hier zu sein. Ich habe Arbeit und ein schönes Zuhause“, sagt Unai. Eines aber findet er dann doch nicht so gut: „Es ist kalt, und es wird zu früh dunkel.“

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 10.01.15 – Zur Nachricht

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