Junge Spanier erobern den Chemnitzer Ausbildungsmarkt

Mehr als 500 Stunden Intensiv-Deutsch-Kurse hat Adrian Climent Rodriguez in den vergangenen drei Monaten absolviert, zahlreiche Interviews geführt und ein Praktikum erfolgreich abgeschlossen – alles, um seinen Traum zu verwirklichen: in Deutschland Arbeit zu finden. Und der 27-jährige Spanier hat sich bewährt.

Anfang September hat er eine Ausbildung zum Elektroniker bei Elektro-Anlagen Adelsberg in Chemnitz begonnen und ist darüber mehr als glücklich: „Ich freue mich sehr, dass ich eine Lehre in Deutschland machen darf“, sagt er. In Spanien hatte der 27-Jährige eine Ausbildung im Elektriker-Bereich abgeschlossen und dort zwei Jahre gearbeitet. „Aber die Bezahlung war sehr schlecht“, sagt er. 500 Euro im Monat habe er anfangs verdient, im zweiten Jahr 700 Euro. Davon könne niemand leben, keine Familie ernähren, sagt der 27-Jährige. 2013 war er einer von 5,9 Millionen spanischen Arbeitslosen. Für ihn war klar: „So geht’s nicht weiter.“

In Chemnitz suchen zur gleichen Zeit viele Betriebe nach einem Lehrling. Durch den demografischen Wandel rücken immer weniger Jugendliche nach, immer mehr werden von großen Unternehmen gelockt, sagt Frederik Karsten, Geschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Chemnitz.

Die Arbeitsagentur hat das Problem erkannt und geht seit zwei Jahren neue Wege. Gemeinsam mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung wirbt die Agentur auf Ausbildungs-Messen in südlichen Ländern Europas um neue Fachkräfte. Karsten erklärt die Idee dahinter: „Das Handwerk in Chemnitz sucht händeringend Auszubildende, während in Spanien junge Menschen keine Lehrstellen finden. Beide Probleme lösen sich mit einem Schlag, wenn junge Spanier hier ihre Lehre antreten.“

21 junge Spanier, darunter Climent Rodriguez, wurden Anfang Juni für eine Ausbildung in Chemnitz begeistert. Sie packten ihre Sachen und sagten Freunden und Familie Lebewohl. Die Flugkosten wurden mithilfe eines EU-Förderprogrammes finanziert. In Chemnitz besuchten sie einen Sprachkurs, lernten durch Vermittlung der HWK ihren künftigen Betrieb kennen und absolvierten ein Praktikum. Im August war klar: Zehn Lehrlinge beginnen eine Ausbildung in Chemnitz. „Eine zufrieden stellende Quote“, findet Karsten.

Er ist froh über jede besetzte Lehrstelle und räumt sofort Bedenken zur neuen Konkurrenz aus: „Bei dem Überangebot an Lehrstellen kann keine Rede davon sein, dass Spanier deutschen Schulabgängern die Lehrstellen wegnehmen.“

Mehrere Wochen sind seit Beginn des Ausbildungsjahrs vergangen. Ronny Höppner, Geschäftsführer von Elektro-Anlagen Adelsberg, zieht Bilanz. „Rodriguez ist immer super motiviert, hat sich gut eingearbeitet, und auch die sprachlichen Barrieren meistert er bisher gut“, sagt er. „Wenn der Junge so weitermacht, werden wir ihn wohl nach der Ausbildung übernehmen.“ Ein Angebot, das Rodriguez nicht ablehnen wird. Es gefällt ihm sehr gut in Chemnitz, sagt der 27-Jährige. Mit zwei Landsleuten hat er eine WG bezogen und bereits die Bar-Szene erkundet. Er will bleiben, auch wenn sich unter die Aufregung der ersten Wochen schon Heimweh mischt. „Das Wetter und die Familie fehlen mir“, sagt Rodriguez. „Aber ich will endlich arbeiten und das hier ist meine einzige Chance.“

Quelle: Freie Presse, 28.10.2014 – Zur Nachricht

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