Spanische Azubis in Deutschland

Die IHK Potsdam hat im Frühjahr 25 Spanier nach Brandenburg geholt. Dort sollten sie eine Lehre im Gastgewerbe absolvieren. Einige sind schon wieder zu Hause

Im Restaurant „Loft“ in der Brandenburger Straße ist man dem trüben Novemberhimmel ein wenig näher. Hier im dritten Obergeschoss arbeitet seit einem halben Jahr Maria de la Mar Ruiz Minambre. Die Spanierin aus Barcelona schaut aus dem Fenster in den Nieselregen über Potsdam und sagt sehnsuchtsvoll: „Bis vor wenigen Wochen sind meine Freunde zu Hause noch an den Strand gegangen und haben gebadet.“ Und dann lächelt sie doch tapfer: Nein, das deutsche Wetter wäre kein Grund, die Ausbildung zur Köchin abzubrechen.

Weil es in Deutschland immer weniger junge Leute gibt, die sich für einen Beruf in der Gastronomie- und Hotelbranche interessieren, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Brandenburg im Frühjahr 25 Azubis aus Spanien angeworben. Sie landeten in Ausbildungsbetrieben in Potsdam, aber auch im Fläming und in der Prignitz. Und während Maria sich hier in Potsdam sehr wohl fühlt und an eine Rückkehr nicht denkt, haben einige Teilnehmer des IHK-Programms nun doch das Handtuch geschmissen. Den Hauptgrund dafür sieht die 25-Jährige im Miteinander von Azubi und Betrieb. Wenn es da nicht klappt, die Lehrlinge mit Chef und Kollegen nicht zurechtkommen, dann geben sie auf. Dazu kommt, dass es gerade in den ländlicheren Gegenden wenig Abwechslung gibt. Abwechslung, die auch von eventuellem Heimweh ablenken könnte. „In Wittenberge ist es für junge Leute etwas langweilig“, sagt Maria – in nahezu perfektem Deutsch. Den ersten Sprachkurs, von der IHK organisiert und finanziert, hat sie bereits beendet. In einer Woche beginnt der nächste Kurs an der Volkshochschule. Sie kann sich eine Zukunft in Potsdam, vielleicht sogar im „Loft“, vorstellen.

„Maria hat richtig gut Deutsch gelernt, ich bin begeistert über ihre Fortschritte“, sagt Loft-Inhaber Thomas Schulze über seine Auszubildende. Er ist erfreut darüber, dass er es hier augenscheinlich mit jemandem zu tun hat, der motiviert und interessiert an seine Arbeit geht. Mit Azubis aus Deutschland habe er andere Erfahrungen gemacht. Oft mangele es an der nötigen Ausdauer. Und das Wort „faul“ rutscht ihm raus – eigentlich wollte er das gar nicht so direkt sagen. Ebenso, dass die schulischen Voraussetzungen oft miserabel seien. „Maria kann besser Deutsch als mancher, der hier zur Schule gegangen ist“, sagt Schulze erfreut. Auch er möchte, dass seine Auszubildende bleibt und unterstützt sie, wo es nötig ist. Weil Maria einen kleinen Sohn hat, wird sie meist für die Frühschicht eingeteilt, damit sie nachmittags den Kleinen aus der Kita abholen kann. „Das klappt gut“, sagt Maria erleichtert.

Das Kind war ihre größte Sorge. Erst im September hat sie ihn aus Barcelona nach Potsdam geholt, nachdem sie eine Drei-Zimmer-Wohnung am Stern bezogen hatte. Die Wohnungseinrichtung bekam sie über ein Sozialkaufhaus und von Kollegen, beim schwierigen Papierkram halfen eine Mobilitätsberaterin der IHK und eine Mitarbeiterin des Internationalen Bunds. „Jetzt ist alles gut“, sagt Maria.

Sie hält Kontakt mit weiteren Azubis aus Spanien, hat neue Freunde gefunden. Und die Schule hält sie auf Trab. Im Oberstufenzentrum in der Berliner Straße werden Köche ausgebildet. Das praktische Arbeiten ist kein Problem, sagt sie. Nur im Unterricht geht es manchmal etwas schnell. Dann müssen die Mitschüler helfen. Von den Lehrern wünscht sie sich etwas mehr Geduld. „Die Sprache ist nicht einfach“, sagt sie.

Chef Thomas Schulze und die Kollegen haben Geduld. Und freuen sich über die Bereicherung, die Maria für ihr Team bedeutet. „Sie hat einmal spanische Spezialitäten mitgebracht, zum Beispiel kleine eingelegte grüne Paprika“, sagt eine Kollegin aus dem Service. Und Thomas Schulze könnte sich vorstellen, irgendwann etwas spanisches Kolorit auf die „Loft“-Karte zu setzen. „Aber Maria ist ja hierhergekommen, um unsere Küche zu lernen“, wendet er ein.

Das macht sie gern, auch wenn alles hier anders ist als in ihrem Heimatland. „Suppen und Soßen sind kompliziert – wann kommt welche Zutat rein?“, seufzt Maria.

Ob sie Angst hat vor der Weihnachtszeit? Nein, sagt Maria. Für sie sind das Tage wie jeder andere, sagt sie, denn in Spanien gibt es erst am Dreikönigstag, am 6. Januar, Geschenke. Natürlich hat sie bisweilen Heimweh nach ihrer Familie und Freunden. Doch über die Feiertage sind Flugtickets für sie unerschwinglich.

Im „Loft“ gibt es derzeit keine offenen Stellen. Das ist nicht überall in Brandenburg so. Liegt es am Geld, dass sich immer weniger Jugendliche für eine Karriere im Gastrogewerbe interessieren? Eine Kollegin zuckt mit den Schultern. Das muss jeder für sich entscheiden, ob es passt, sagt sie. Die Arbeit sei zwar anstrengend – aber kreativ und abwechslungsreich. „Ist ein toller Job.“

Quelle: pnnde, 24.11.14 – Zur Nachricht

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