Neue Perspektive für junge arbeitslose Spanier

Die Sonne in Mittelfranken scheint öfter, als die Spanier sich das vorstellen. Sie scheint nicht so häufig wie auf den Hochglanzbildern von Deutschland, die Diego Reimondez sich vor seiner Übersiedelung hierher angesehen hat. Doch Reimondez ist nicht wegen des Wetters in Hersbruck, sondern weil er eine Ausbildungsstelle suchte. Die hat er im Autohaus Amann gefunden.

Für einen Lehrling ist Diego Reimondez mit seinen 34 Jahren fast schon ein bisschen alt. Sein Leben in der 70.000-Einwohner-Stadt Ponferrada im Nordwesten Spaniens hat daher auch schon ein paar Kapitel aufzuweisen: Reimondez ist studierter Bauingenieur und seine Arbeit an architektonischen Projekten hat ihn bereits bis nach Rom geführt.

Doch dann kam der Einbruch durch die Welle der Arbeitslosigkeit in seiner Heimat, wo jeder zweite junge Mensch keine Arbeit findet. Er jobbte, unter anderem in einem Callcenter, musste aber schließlich kapitulieren. Diegos Vater, selbst ein Automechaniker, war es eigentlich, der ihn zum Studium überredete: „Du sollst es einmal besser haben!“, war sein Wunsch, den die desperate Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt zunichtemachte.

Nun ist Diego dankbar und glücklich, die Familientradition mit einer Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker fortsetzen zu können – allerdings um den Preis, in einem fremden Land ganz von vorne anzufangen. Diese Chance geben die bayerischen Arbeitgeberverbände mit ihren „career“-Programmen. Mit ihnen ist vergangenen Herbst schon die zweite Staffel junger Spanier eingereist, knapp 68 Ausbildungswillige, von denen viele fest in ihrer Lehre verankert sind. Sogenannte „Projektkümmerer“ sorgen dafür, dass die jungen Erwachsenen wirklich in Bayern „ankommen“, helfen bei der Wohnungssuche, Alltagsproblemen und der Fahrt zum Sprachkurs.

Der rasche Erwerb der deutschen Sprache ist ein wichtiger Baustein des Projekts und so lernte Diego bereits in Spanien deutsch und besucht hier jeden Samstag mit Kollegen eine Sprachschule in Nürnberg. Mit Erfolg: Eva Amann, die als Übersetzungshilfe zum Gespräch dazugekommen ist, muss gar nicht so viel aushelfen. Diego Reimondez ringt zwar noch um manchen Ausdruck, findet sich aber sonst in der neuen Sprache schon prächtig zurecht.

Bei Prüfungen an der Berufsschule allerdings erweist sich die Fremdsprache Deutsch schon noch als Stolperstein. Die Juniorchefin des Betriebes, Katharina Amann, musste dort erst nachhaken, damit ihr Schützling in den Tests etwas mehr Zeit zur Verfügung bekommt und die Übersetzungsfunktion seines Smartphones nutzen darf. Seitdem klettern die Noten nach oben. Und viele der durchaus nicht unkomplizierten Vorgänge in den Aufgaben eines KFZ-Mechatronikers können ihm die Kollegen in der Werkstatt auch mal mit Händen und Füßen erklären.

Katharina Amann ist sehr zufrieden mit ihrem Lehrling: „Der unbedingte Wille, der dahinter steht, wenn jemand sein Land verlässt, schlägt sich eben auch in der Arbeitshaltung nieder.“ Nimmt der junge Europäer eigentlich deutschen Schulabgängern eine Lehrstelle weg? Im Falle von Diego nicht. Die Firma Amann hat schon seit Jahren große Mühe, engagierte Auszubildende zu finden, die diesen zugleich anspruchsvollen wie auch mal dreckigen und körperlich anstrengenden Beruf erlernen wollen.

Diego jedenfalls erklärt nachdrücklich seine Dankbarkeit, einen Arbeitsplatz mit Zukunft und Unterstützung gefunden zu haben: „Alle hier helfen mir!“, betont er. Er sucht aktiv den Kontakt mit Deutschen, hat eine Unterkunft bei einer einheimischen Familie gefunden und kann sein Hobby Fußball in der Altherrenriege in Rückersdorf fortsetzen.

Den Kontakt mit den Eltern und den zwei Schwestern hält er per Videotelefonie „Skype“, nur der Vater telefoniert lieber. Der Besuch seiner Familie in den kommenden Tagen entlockt ihm ein freudiges Lächeln, schließlich hat er sie seit Weihnachten nicht gesehen. Nun hofft er nur noch, dass das deutsche Wetter sich für seine Verwandtschaft aus dem sonnigen Spanien auch benimmt. 

Quelle: n-land.de, 08.04.15 – Zur Nachricht

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