Nahles will mehr ausländische Azubis locken

In diesem Jahr sollen weitere 3000 junge Europäer in Deutschland ihre Ausbildung beginnen. Dafür wird das Förderprogramm MobiPro kräftig aufgestockt. Doch viele Azubis brechen ihren Besuch wieder ab.

Maria und Adrian sind schon da. Die junge Spanierin arbeitet bei einer Versicherung in Hamburg, ihr Landsmann macht eine Ausbildung zum Stuckateur in Baden-Württemberg. Den Weg nach Deutschland hat ihnen das Programm MobiPro-EU geebnet.

In den vergangenen zwei Jahren sind fast 8000 junge Europäer mithilfe des Programms des Bundesarbeitsministeriums in die Bundesrepublik gekommen, um hier zu arbeiten und eine Ausbildung zu machen – als Krankenschwester, Koch oder Kfz-Mechaniker. Zwei Drittel der Geförderten sind Spanier.

Künftig sollen es noch mehr werden: Allein in diesem Jahr sollen 3000 weitere Europäer eine Ausbildung in Deutschland beginnen. Die Fördersumme wird von anfangs 139 Millionen auf 550 Millionen bis 2018 vervierfacht, kündigte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) in Berlin an. Damit sollen Sprachkurse, Reisekosten und auch Zuschüsse zum Lebensunterhalt finanziert werden.

Jungen Menschen aus ganz Europa sollten mit MobiPro die Chance auf eine gute betriebliche Berufsausbildung in Deutschland erhalten, sagte Nahles und verwies auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den Krisenländern Südeuropas. „Wir sind gut durch die Krise gekommen und stehen bei Arbeit und Beschäftigung gut da“, sagte Nahles.

Viele Betriebe suchten händeringend nach Auszubildenden. In anderen Ländern sehe es dagegen viel schlechter aus. Von dem Programm profitieren so beide Seiten: Deutschland bekommt den dringend notwendigen Fachkräftenachwuchs, die Krisenländer eine Perspektive für ihre jugendlichen Arbeitslosen. Nicht zuletzt werde so die „große Errungenschaft der Freizügigkeit in Europa“ endlich mit Leben gefüllt, sagte Nahles. Denn bislang seien die Europäer doch recht sesshaft.

Sie sprach von einem „neuen Kapitel“, das aufgeschlagen werde, räumte aber zugleich „Startschwierigkeiten“ des Programms ein, aus denen man gelernt habe.

Tatsächlich weckte das Programm vor allem in Spanien so große Erwartungen, dass es im April angesichts der Antragsflut wegen Geldmangels vorübergehend gestoppt werden musste. Aufgrund der großen Nachfrage, so das Ministerium, wird es nun auf Azubis im Alter von 18 bis 27 Jahren konzentriert. Von individuellen Anträgen wird nun auf „Projektförderung“ umgestellt, „um quantitativ und qualitativ besser steuern zu können“, wie das Ministerium mitteilte.

Zudem sollen die jungen Leute nach ihrer Ankunft in Deutschland besser betreut werden, wenn sie unter Problemen am Arbeitsplatz oder schlicht Heimweh leiden. „Freunde und Familie sind weit weg, das ist schon ein großer Sprung“, sagt die Arbeitsministerin. „Es ist wichtig, vor Ort Kümmerer zu haben, die sich um die Integration kümmern, die Wärme vermitteln in einem Land, das ohnehin kälter ist als ihre Heimatländer“, wie Nahles ausführte.

Es ist aber wohl nicht in erster Linie das schlechte Wetter in Deutschland, das die jungen Spanier in ihre Heimat zurücktreibt. „Das zentrale Mobilitätshemmnis sind mangelnde Sprachkenntnisse“, stellte Bernhard Boockmann vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung fest, der das Programm wissenschaftlich ausgewertet hat. Trotz Sprachkursen im Heimatland reichten die Deutschkenntnisse oft nicht aus, um dem Unterricht an der Berufsschule zu folgen, ermittelten die Wissenschaftler und empfahlen, die Sprachförderung zu überprüfen.

Einen Trost hatte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise parat: Die Abbruchquote im ersten Jahr von 25 Prozent sei auch nicht höher als die von Deutschen im ersten Jahr der Ausbildung.

Von den 5500 Jugendlichen, die 2014 mit dem Programm begannen, seien bislang 2000 nicht in einer Ausbildung angekommen, kritisierte die grüne Arbeitsmarktpolitikerin Brigitte Pothmer . „Wo diese Jugendlichen verloren gegangen sind, ist unklar.“

Pothmer empfahl der Bundesregierung „nach dem Chaos während der letzten Förderphase jetzt erst mal kleine Brötchen zu backen“. Langfristig sollten die Erfahrungen aus MobiPro dazu genutzt werden, einen europäischen Ausbildungsmarkt zu schaffen. Denn bei 5,1 Millionen arbeitslosen Jugendlichen könnten zwei- bis dreitausend Plätze in einem einzigen Förderprogramm kaum etwas bewirken.

Quelle: Die Welt, 15.01.15 – Zur Nachricht

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