Einwanderer sind besser qualifiziert als Deutsche
Migranten, die neu nach Deutschland kommen, sind mittlerweile im Durchschnitt höher gebildet als die einheimische Bevölkerung. Der Anteil der Akademiker unter den neuen Einwanderern lag in den Jahren 2005 bis 2010 bei etwa 35 Prozent, bei den Einheimischen hingegen nur bei knapp 20 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung über den Stand der Integration von Migranten, die dessen Leiter Rainer Klingholz an diesem Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Die Untersuchung mit dem Titel „Neue Potentiale“ ist die Fortführung einer ähnlichen Studie des Instituts aus dem Jahr 2009. Sie hatte unter anderem den zu geringen Bildungsstand der Migranten bemängelt („Ungenutzte Potentiale“).
Zu Beginn der Arbeitsmigration Mitte der fünfziger Jahre kam ein größerer Teil der Einwanderer ohne Schulabschluss (etwa 20 Prozent), nur mit einem Hauptschulabschluss (etwa 25 Prozent) oder aber mit einer Berufsausbildung (etwa 40 Prozent) nach Deutschland. Das lag daran, dass die Unternehmen damals gezielt ungelernte Kräfte zu niedrigen Löhnen anwarben. Heute hat sich das Anforderungsprofil geändert, es werden Fachkräfte in Ingenieur- und IT-Berufen gesucht.
Neue Migrationselite
Die am besten qualifizierten Migranten sind derzeit die Neuzuwanderer aus den von der Wirtschafts- und Finanzkrise besonders betroffenen südeuropäischen Länder, allen voran Spanier, aber auch Italiener, Griechen, Portugiesen. Unter ihnen liegt der Anteil der Personen, die mindestens die Hochschulreife besitzen, bei 68 Prozent. Sie sind Teil einer europäischen „Migrationselite“, die zum Studieren oder mit einem bereits abgeschlossenen Studium nach Deutschland kommt.
Das wirtschaftsstarke Deutschland mit seinem schrumpfenden Fachkräfteangebot ist ein attraktives Ziel für sie. Ähnlich wie Einwanderer aus den übrigen Staaten der Europäischen Union sind sie mit Arbeitnehmerfreizügigkeit und Niederlassungsfreiheit ausgestattet. Ihre Integration verlaufe aufgrund geringer rechtlicher und kultureller Hürden recht reibungslos, wie die Autoren schreiben.
Quelle: Frankfurter Allgemeine, 03.06.14– Zur Nachricht