Die Kultur des Willkommens

Das Satteldorfer Bauunternehmen Leonhard Weiss hat im vergangenen Sommer beschlossen, Arbeitskräfte in Spanien anzuwerben. Die Firma investierte Geld und vor allem viel Herzblut in die Aktion.

Die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken hat speziell für den Bedarf an ausländischen Arbeitnehmern das „Welcome Center“ (WCC) ins Leben gerufen. Dieses unterstützt Firmen und ausländische Arbeitskräfte.

Als vom Welcome Center noch keine Rede war, im Juli 2013, beriet der Führungskreis von Leonhard Weiss, wie dem demografischen Wandel und dem Mangel an Arbeitskräften in Deutschland zu begegnen sei. Der Blick richtete sich nach Spanien, einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit. Hier kam die Tochter von Thomas Etzl, Chef der Mergentheimer Leonhard-Weiss-Niederlassung ins Spiel. Jenny Etzl arbeitet in der 38000-Einwohner-Stadt Alhaurin de la Torre seit zehn Jahren als Tourismusmanagerin. Sie baute den Kontakt zum Bürgermeister und zum Arbeitsamt auf. „Zwei Wochen später sind wir runtergeflogen“, so Etzl und Edwin Förster (Personalwesen der Firmenzentrale).

Was die beiden in Südspanien erlebten, sprengte ihre Vorstellungskraft. Ein Polizist hatte im Namen des Bürgermeisters Handzettel verteilt mit der Ankündigung, dass eine deutsche Baufirma Arbeiter sucht. Im von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Kultursaal drängten sich 450 Bewerber mit Bewerbungsmappen. 300 Personalgespräche führten Etzl und Förster an diesem Tag, gedolmetscht von Etzls Tochter und einer Freundin. „Das waren keine üblichen Vorstellungsgespräche“, erklärt Edwin Förster, „es war sehr emotional.“ Viele der Bewerber waren, etwa durch einen Hauskauf, in die Schuldenfalle geraten, konnten wegen Arbeitslosigkeit ihre Kredite nicht mehr zahlen. So auch Roberto Fernandez-Becerra. Zwei Jahre lang war der Vater von zwei Kindern bereits ohne Arbeit.

Gesucht wurden Arbeiter für Straßen- und Tiefbau – „und wir wollten ihnen eine richtige Chance geben“, betont Thomas Etzl: „Unbefristetes Arbeitsverhältnis, tarifliche Bezahlung, Integration in Gemeinden statt Containerunterkunft.“

50 Arbeiter wurden ausgesucht, 42 – darunter Fernandez-Becerra – sagten zu. Die Firma buchte und zahlte die Flüge nach Deutschland, holte die Spanier mit dem Bus vom Flughafen ab, brachte sie zu ihren Unterkünften an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg.

Mit Wohnung und Arbeitskleidung war es nicht getan. Gänge zu Ämtern, Behörden, Krankenkasse und Banken mussten erledigt werden. Ein Dolmetscher war auch zur Einweisung an den Arbeitsgeräten gefragt. Bei der Volkshochschule war Thomas Etzl in einen Spanischkurs eingestiegen und lernte so Aura Mendivelso-Dürr kennen. Die aus Venezuela stammende Spanisch-Dozentin lebt seit 18 Jahren in Weikersheim. So wurde aus der Dolmetscherin Aura die Betreuerin Aura – auch sie ist nun fest bei Leonhard Weiss angestellt. Seit sechs Monaten kümmert sie sich um die Anliegen der spanischen Arbeiter. Von Arztbesuch bis Kindergeld, Mülltrennung bis Wohnungssuche – „ich weiß mittlerweile über alles Bescheid“, lacht Aura Mendivelso-Dürr.

„Temperamentvoll und arbeitsam“ beschreibt Thomas Etzl die spanischen Arbeiter. Roberto Fernandez-Becerra hatte Glück, fand für sich, seine Frau und die zwei Kinder eine Bleibe in Schäftersheim. Von einer anderen spanischen Familie in Markelsheim haben Mutter und Tochter bereits einen Job in der Gastronomie gefunden. Der Sohn besucht die Gemeinschaftsschule.

Von den 42 ursprünglich gekommenen Spaniern sind noch 31 da, die meisten im Main-Tauber-Kreis. Heimweh oder familiäre Gründe veranlassten elf zur Rückreise.

Die Anwerbeaktion bewertet Edwin Förster unterm Strich sehr positiv. Peu à peu könnten weitere Arbeitskräfte aus dem Ausland gewonnen werden. Thomas Etzl: „Wir haben es jetzt mit unseren Erfahrungen leichter.“

Quelle: Hohenloher Tagblatt, 13.11.14 – Zur Nachricht

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