Arbeitsvermittlung in Deutschland: Warum Arbeitslose nicht vom Jobwunder profitieren

In Deutschland gibt es derzeit so viel Arbeit wie noch nie. Ende 2014 hatten mehr als 43 Millionen Menschen einen Job – ein Rekord seit der Wiedervereinigung, allerdings mit einer Schattenseite: Nach wie vor sind drei Millionen Menschen arbeitslos.

Dabei geht oft unter, dass es zwischen diesen Gruppen einen ständigen Austausch gibt. Jeden Werktag melden sich gut 10 000 Menschen arbeitslos, weil sie ihren Job verloren haben. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) zählte aber auch 2014 mehr als zwei Millionen Menschen, die ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten. Nur, was steuern die Jobcenter und Arbeitsagenturen dazu bei?

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, fragte bei der Bundesregierung nach. Das Ergebnis fand sie ziemlich ernüchternd: Trotz der Rekordbeschäftigung gelingt es den staatlichen Vermittlern immer seltener, Arbeitslosen einen festen Job zu vermitteln.

2014 erhielten etwa 272 000 Arbeitssuchende eine reguläre, ungeförderte Stelle auf dem Arbeitsmarkt, weil sie ein Jobcenter oder eine Agentur bei einem Arbeitgeber vorgeschlagen hatte. Das sind 28 Prozent oder 100 000 weniger als noch 2011. Dies geht aus der Antwort des Arbeitsministeriums hervor, die derSüddeutschen Zeitung vorliegt. Pothmer nennt diesen Beitrag schlicht „überschaubar“.

Wie erfolgreich die Arbeit der staatlichen Vermittler ist, zeigt unter anderem die Vermittlungsquote. Diese ist nach den neuen Zahlen des Arbeitsministeriums, das sich auf Statistiken der BA beruft, seit Jahren rückläufig. Danach waren von allen arbeitslosen Menschen, die 2011 eine normale, nicht geförderte Stelle ergattern konnten, 16,2Prozent von den staatlichen Behörden direkt vermittelt worden. 2014 waren es nur noch 13 Prozent. Nur vor und während der Finanzkrise 2008/2009 war der Wert noch niedriger.

Für die Grünen-Politikerin Pothmer ist damit klar: „Die Entwicklung bei der Arbeitsvermittlung hat sich von der Beschäftigungsentwicklung entkoppelt. Immer weniger Arbeitslose profitieren von der guten Lage am Arbeitsmarkt.“ Eine Sprecherin der Bundesagentur bestätigte diesen Trend: „Unter den Arbeitslosen haben wir zu wenig Fachkräfte, die werden aber gesucht.“ Es sei eben nur sehr begrenzt möglich, aus einem Jobsuchenden ohne Berufsabschluss einen Ingenieur zu machen.

Die Sprecherin wies jedoch darauf hin, dass die „Vermittler nicht im luftleeren Raum arbeiten. Wir können nur die Stellen anbieten, die es gibt.“ Entscheidend sei, dass Arbeitslose überhaupt eine Stelle fänden. In vielen Fällen helfe die Bundesagentur dabei auch, indem sie Jobsuchende vorher gefördert und qualifiziert habe, ohne dass dies in der Vermittlungsquote sichtbar werde. Außerdem sei 2011 ein Ausnahmejahr gewesen, weil nach der Krise die Chancen für Geringqualifizierte, einen Job zu finden, besonders hoch gewesen sei.

Aus der Antwort des Arbeitsministeriums geht aber ebenfalls hervor, dass frühere Erwerbslose ihren neuen Job häufig schnell wieder verlieren. Danach haben nur knapp 57 Prozent noch nach einem Jahr die Stelle, die sie mithilfe der staatlichen Behörden bekommen haben. Bei denjenigen, die Arbeitslosengeld II (Hartz IV) beziehen und meist länger als ein Jahr arbeitslos sind, gelingt es nicht einmal jedem Zweiten, den zuvor vermittelten Job mindestens ein Jahr zu behalten. Dieses Problem wird auch in der Bundesagentur gesehen: „Die Dauer der Beschäftigungsverhältnisse ist besonders für Hartz-IV-Bezieher zu kurz.“ Jeder Arbeitsvermittler werde eine unbefristete Stelle einer befristeten Stelle oder einer in der Zeitarbeit vorziehen. „Wir können uns solche Stellen jedoch nicht backen“, sagte die Sprecherin.

Pothmer will sich damit nicht zufriedengeben. Sie fordert einen Politikwechsel in der Arbeitsförderung, „weil weder Umfang noch Qualität der Vermittlung überzeugen können“. Vor allem bei gering Qualifizierten sei es nötig, stärker das Augenmerk auf das Fördern und Qualifizieren der Arbeitslosen zu legen, statt ihrer schnellen Vermittlung den Vorrang zu geben. Das ist allerdings auch eine Frage des Geldes, über das Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) nur begrenzt verfügt. Die Grünen-Abgeordnete sagt selbst: „Die Haushaltsmittel für die Arbeitsförderung hat Finanzminister Wolfgang Schäuble seit 2010 um 40Prozent zusammengestrichen. Die Quittung dieser Ausrichtung bekommen wir jetzt präsentiert.“

Quelle: Süddeutsche.de, 26.02.15 – Zur Nachricht

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